Stellungnahme der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) zur Therapie mit ACE-Hemmern und Angiotensinrezeptor-Blockern
Aktuelle Berichte aus China spekulieren über einen potentiellen Zusammenhang zwischen einer Behandlung mit ACE-Hemmern oder Angiotensinrezeptorblockern und einer Infektion mit dem Coronavirus (COVI2). Dies hat zu einer Verunsicherung vieler Patient mit Bluthochdruck und Herzinsuffizienz geführt, da ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker sehr häufige und wirksame Medikamente bei diesen Erkrankungen sind.
Dazu möchte ich seitens der österreichischen kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) folgendes anmerken:
1. Immunsuprimierte Patienten, ältere multimorbide Patienten, Patienten mit Lungenvorerkrankung, aber auch Diabetiker und Patienten mit chronischen Herzerkrankungen sind generell als Risikopatienten zu klassifizieren und sollten sich daher ganz besonders schützen.
2. Der postulierte Zusammenhang zwischen einer COVID19 Infektion und den genannten Medikamenten ist rein spekulativ und leitet sich aus tierexperimentellen Befunden ab, wonach das CoV2 Virus am sogenannten ACE2-Rezeptor in der Lunge gebunden wird und andererseits ACE2 unter einer Therapie mit ACE-Hemmern und Angiotensinrezeptorblockern vermehrt gebildet wird. Andere Studien geben wieder gegenteilige, ebenfalls spekulative, Hinweise, dass die entsprechende Therapie den Verlauf einer COVID19 Infektion sogar abschwächen könnte. Ein schlüssiger wissenschaftlicher Beweis für einen Zusammenhang in die eine oder andere Richtung liegt daher keinesfalls vor.
3. Die ÖKG empfiehlt daher, die bestehende Blutdruckmedikation mit ACE-Hemmern und Angiotensinrezeptorblockern unbedingt beizubehalten! Ein Absetzten der Medikamente oder ein Wechsel auf andere Präparate ist nicht indiziert und sollte wegen des Risikos eines akuten Herzinfarktes oder Schlaganfalls unbedingt vermieden werden!
Für die Österreichische kardiologische Gesellschaft (ÖKG)
Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek
Präsident der Österreichischen Kardiologie Gesellschaft ÖKG
Primar der Abteilung Interne II - Kardiologie
Ordensklinikum Linz Barmherzigen Schwestern Linz
Siehe auch: Stellungnahme der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (englisch)